Direkt an der Vechte, hinter dem Gymnasium Nordhorn, liegt am Promenadenweg ein Gelände, das den Namen „Frentins Kuhle“ trägt. Das Gymnasium und der TV Nordhorn nutzen es seit den 1960er Jahren des vorigen Jahrhunderts als Sportplatz. Der Name lässt darauf schließen, dass das Gelände früher zur Hofstelle Frentin gehörte. (Die Bezeichnung „Frentjens Kuhle“ ist nicht korrekt!) 
Mit Kuhle bezeichnet man eine Geländesenke im Bodenrelief, die von Erhebungen umgeben ist. Im Plattdeutschen versteht man darunter auch eine Mulde, eine Grube, eine Vertiefung, einen Wassertümpel oder einen Teich. Daraus kann man schließen, dass das mit „Frentins Kuhle“ bezeichnete Gelände früher weder als Ackerland noch als Weideland genutzt wurde, sondern mehr oder weniger brach lag.

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Die Hofstelle Frentin gehörte zu den größten Nordhorner Bauernhöfen in der früheren Bauerschaft Frensdorf. Das Hofgebäude stand an der heutigen Straßenecke Jahnstraße/van-Delden-Straße (Schlieper-Park). Zum Hof gehörten Ländereien auf der Vechteinsel („Frentins Maate“) und auf beiden Seiten des heutigen Stadtrings (später Friedrich-Ebert- bzw. Adolf-Hitler-Straße). Um die Ländereien auf der Vechteinsel bewirtschaften zu können, wurde im Verlauf der van-Delden-Straße eine Holzbrücke errichtet, die über den Vechtearm führte. Nachdem Frensdorf 1921 eingemeindet worden war, kaufte die Stadt Nordhorn 1924 große Teile des Frentinschen Hofes, um den Flächenbedarf der expandierenden Textilindustrie und der wachsenden Bevölkerung zu decken. Die Familie Frentin behielt allerdings noch einige Grundstücke, die in den folgenden Jahren nach und nach verkauft wurden. Die Ev.-luth. Kirchengemeinde erwarb ein Grundstück, auf dem 1929/30 die Kreuzkirche errichtet wurde. Auch das Gelände für das Kolpinghaus am Stadtring war ursprünglich im Besitz der Familie Frentin. Nach dem Zusammenbruch der Gildehauser Textilfirma Pohlmann kaufte Jan Frentin 1925 aus der Konkursmasse der Firma das Gut „Alte Maate“ in Achterberg. Nachfahren von Jan Frentin bewirtschaften dort auch heute noch den Hof. Das Hofgebäude in Nordhorn blieb im Familienbesitz und wurde im Jahr 1926 für 12 Jahre von der Stadt gepachtet. Das Hauptgebäude wurde umgebaut und diente bis 1934 als Schülerheim für Schülerinnen und Schüler aus entfernten Ortschaften der in der Nähe liegenden Staatlichen Oberrealschule (heute: Gymnasium Nordhorn). Danach nutzte der Kreisbaumeister Rust die Räume. Das Hofgebäude wurde 1974 abgerissen. Auf dem Areal an der Jahnstraße erinnern heute noch ein Sandsteinbrunnen und ein Gedenkstein („H. Frentin - G. Kalter - 1885“) an die früheren Hofbesitzer.

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Im Februar 1925 kaufte die Stadt Nordhorn vom Bauern Jan Frentin am heutigen Stadtring für 29.500 Mark ein 8.000 qm großes Gelände. Auf diesem Grundstück wurde das Schulgebäude für die Staatliche Oberrealschule (Aufbauschule) Nordhorn errichtet. Der Schulbetrieb begann am 16. April 1925 um 9 Uhr mit den Aufnahmeprüfungen im Frensdorfer Gemeindehaus. Am 7. September 1926 wurde der Grundstein für das Schulgebäude gelegt, das auch heute noch so wie damals genutzt wird. Der Neubau wurde im Juni 1929 fertiggestellt, wegen der damaligen Weltwirtschaftskrise wurde auf eine offizielle Eröffnungsfeier verzichtet. Im Gebäude der Schule war auch eine Turnhalle, die im Erdgeschoss unterhalb der Schulaula lag und in der heute die Musikräume untergebracht sind. Ein Freisportgelände gab es zunächst nicht. Vermutlich wurden der Schulhof und das auf dem heutigen Strampel liegende Stadion für diese Aktivitäten genutzt. Mit dem Bau des Stadions an der damaligen Friedrich-Ebert-Straße wurde um 1925 begonnen. Ab 1933 wurde es ausgebaut und am 7. September 1935 als „Hindenburg-Kampfbahn“ mit einer großen Eröffnungsveranstaltung eingeweiht. Das Gymnasium nutzte die Sportstätte in den folgenden Jahren für Schulsportfeste.

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„Frentins Kuhle“ diente von 1944 bis 1955 als Deponie für Siedlungs- und Gewerbemüll. Bis Mitte der 50er Jahre wurde in der Grube der gesamte Nordhorner Hausmüll, bis zu 60 m3 täglich, abgeladen. Um 1955 war „Frentins Kuhle“ so weit gefüllt, dass dort kein Müll mehr entsorgt werden konnte. Nach 1955 wurde der Nordhorner Hausmüll dann zu einer Deponie in der Nähe des Resums gebracht. Das ehemalige Deponiegelände „Frentins Kuhle“ erhielt nach einer maschinellen Verschiebung und Verdichtung eine ca. 50 cm dicke Schicht Mutterboden als Abdeckung. Die Fläche wurde zunächst mit Erlen, Eichen, Akazien und Pappeln bepflanzt. Im Laufe der folgenden Jahre wurde der Baumbestand wieder gefällt oder entnommen. 

Ende der 1950er Jahre gab es Überlegungen, dort ein Freibad zu bauen. Eine Brücke über die Vechte sollte es mit dem 1953 errichteten Hallenbad verbinden. Dieses Vorhaben hätte 398.000 DM zusätzliche Kosten verursacht, so dass diese Pläne 1960 fallengelassen wurden. Ein Nordhorner Freibad wurde dann erst 1971-73 errichtet, vorher gab es nur eine Badeanstalt an der Vechte.

Im November 1961 beschloss der Nordhorner Stadtrat, am Promenadenweg hinter der damaligen Berufsschule auf dem Gelände „Frentins Kuhle“ eine Sportanlage für das Gymnasium, für die Mittelschule und für die Burgschule zu schaffen. Die Grafschafter Nachrichten berichteten mit folgender Schlagzeile: „Auf Frentins Kuhle: Ein Sportplatz für drei Schulen – Eine schöne Anlage für wenig Geld – Neue Wege für leidenschaftliche Spaziergänger und Wanderer“. Die Bundesjugendspiele des Gymnasiums mussten vorher auf Sportplätzen der Vereine Eintracht Nordhorn und Vorwärts Nordhorn stattfinden. Der Verwaltungsausschuss stellte im November 1961für die Anlage des Sportplatzes 20.000 DM zur Verfügung. Teile des Platzes lagen damals noch bis zu 3 m tiefer als das umliegende Baugebiet. Neben der Verfüllung dieser Löcher musste außerdem die an dieser Stelle in den 1950er und 1960er Jahren erfolgte Begradigung der Vechte berücksichtigt werden. Mit der Planung wurde der Gartenarchitekt Georg Folkerts vom Stadtbauamt beauftragt. Die Ausführung wurde der Nordhorner Gartenbaufirma Klaus Strootmann übertragen. Vom Sommer 1962 an konnte der Platz für den Schulsport genutzt werden. Einige Jahre später, 1965, wurde unmittelbar an der Vechte noch ein Spazierweg zum Kloster Frenswegen angelegt. In Jahren 1969/70 errichtete der TV Nordhorn auf dem Grundstück sein Turnerheim, das mittlerweile abgebrochen und durch ein neues Gebäude ersetzt worden ist.

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Der Landkreis Grafschaft Bentheim als Schulträger und die Stadt Nordhorn als Eigentümerin von „Frentins Kuhle“ schlossen 2019 Verträge, die die Nutzung des Geländes als Sportanlage sichern sollen. Zum einen wurde das gesamte Areal von der Stadt Nordhorn kostenlos für schulische Zwecke und für den Vereins- und Freizeitsport auf den Landkreis übertragen, zum anderen übernahm der Landkreis alle Verpflichtungen, die die Stadt mit den Sportvereinen getroffen hatte. 

Bereits im Jahr 1996 wurde gutachterlich festgestellt, dass von der ehemaligen Abfallgrube keine Gefährdungen für Mensch und Umwelt ausgehen. Eine im Dezember 2018 durchgeführte Kontrolluntersuchung auf Deponiegase kam zu folgendem Ergebnis: „…Für die auf dem Sportgelände geplanten Erneuerungsmaßnahmen und die sich daraus ergebende Folgenutzung beinhaltet somit die Deponiegassituation – sowohl aktuell wie auch zukünftig – keinerlei Gefährdungspotenzial über den Wirkungspfad Bodenluft-Mensch. …“

Über den symbolischen Spatenstich am 9. September 2020 berichteten die Grafschafter Nachrichten: 
„Bereits seit einigen Jahren wünschte sich das Gymnasium Nordhorn eine eigene Schulsportanlage. Bislang wurde Außensport auf den vorhandenen Sportanlagen im Stadtgebiet betrieben. Hierzu waren jeweils entsprechende Wegezeiten in Kauf zu nehmen. Die in unmittelbarer Nähe des Gymnasiums Nordhorn befindliche Außensportanlage „Frentjens Kuhle“ konnte nur noch bedingt für den Schulsport genutzt werden, da sie den heutigen Anforderungen, die an eine Schulsportanlage gestellt werden, nicht mehr entsprach. Dieser Wunsch wird nun Realität. 
Besonderen Dank sprach Landrat Uwe Fietzek der Stadt Nordhorn aus, die dem Landkreis Grafschaft Bentheim das Areal zur Errichtung einer Außensportanlage kostenlos übertragen hatte. Dadurch war der Weg zur Planung einer modernen Sportanlage frei.
Gemeinsam mit Vertretern des Gymnasiums Nordhorn und einem Fachplaner für Sportanlagen wurde eine Außensportanlage geplant, die sowohl dem Schulsport, als auch für den Vereins- und Freizeitsport neue Perspektiven gibt. Nach Vorbereitung und Durchführung eines nationalen Ausschreibungsverfahrens wurde der Auftrag zum Bau der Anlage am 9. Juli an die Firma Lüske Garten- und Landschaftsbau in Haselünne vergeben. Die Baukosten belaufen sich auf rund 650.000 Euro. 
Ab Frühjahr 2021 werden hier eine 200-Meter-Laufbahn, eine 100-Meter-Sprintstrecke, eine Sprunggrube, eine Kugelstoßanlage, eine Zone für Ball- und Speerwurf und eine Rasensportfläche (Kleinspielfeld) zur Verfügung stehen. Von der ursprünglichen Anlage erhalten bleiben die 400-Meter-Laufbahn, die gewissermaßen den Rahmen für die neue Sportanlage bildet, sowie das Beachvolleyballfeld. Komplettiert wird die Anlage durch eine Bewässerungsanlage und ein Gebäude für Sportgeräte des Schul- und Vereinssports. Auch wenn die Anlage in erster Linie für den Schulsport errichtet wird, sollen nach Schulschluss auch Vereine und sportbegeisterte Bürgerinnen und Bürger die Anlage nutzen können.“ 

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Generationen von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums haben „Frentins Kuhle“ mit Leben erfüllt. Sie haben dort nicht nur Sportunterricht gehabt, sondern auch wohl in den Unterrichtspausen die eine oder andere „verbotene“ Zigarette geraucht, nächtens ihr bestandenes Abitur gefeiert und einigen Unfug getrieben. Nach nunmehr fast 60 Jahren wird „Frentins Kuhle“ auch in der Zukunft ein wichtiger Ort für das Schulleben des Gymnasiums Nordhorn sein.

Quellen:
https://lgb.maps.arcgis.com/home/index.html - Historische Luftbilder, 1937
K. Griese: Nordhorn – wie es früher war, 1999
W. Straukamp: Fotografien aus der Sammlung Zahl Nordhorn 1912-1962
Volkshochschule Nordhorn, Hrsg.: Nordhorn im 3. Reich, o. J.
W. Zander: Zwischen Brunnen und Gedenkstein – Das Schülerheim der Oberrealschule 1926-1934, aus: Jahrbuch des Heimatvereins, 2003
Zeitungsarchiv der Grafschafter Nachrichten

Jan Leutenantsmeyer