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Der Politik-Leistungskurs der Q12 des Gymnasiums Nordhorn hat sich im Rahmen des Themas „Politische Partizipation“ mit Formen direkter Demokratie auseinandergesetzt. Zu diesen gehört auch der Bürgerentscheid über die Zukunft der Eissporthalle in Nordhorn, der intensiv im Unterricht thematisiert wurde. Um alle Seiten dieses Entscheides beleuchten und das Für und Wider abschätzen zu können, erhielten wir die Möglichkeit, mit verschiedenen Vertretern gegensätzlicher Positionen ins Gespräch zu kommen und zuvor gemeinsam erarbeitete Fragen zu stellen. Darunter waren Herr Böhnemann, einer der Mitinitiatoren des Bürgerentscheids, der Nordhorner Bürgermeister Thomas Berling, der Landrat Uwe Fietzek sowie Claudia Middelberg, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag. Im Vorfeld dieser Gespräche informierten wir uns über den Bürgerentscheid zur Eissporthalle auf der Internetseite des Landkreises Grafschaft Bentheim, auf der allerdings hauptsächlich kritische Aspekte zu finden sind. Zunächst besuchte uns Ende September Herr Böhnemann, der sich wie Herr Berling, den zwei Schüler unseres Kurses im Rathaus trafen, deutlich für den Erhalt der Eissporthalle aussprach. Herr Böhnemann berichtete uns von seiner persönlichen Beziehung zum Eissport und von der Entwicklung der Bürgerinitiative bis hin zum Bürgerentscheid, was für uns sehr interessant war. Beide schätzen die augenblickliche Chance für einen positiven Ausgang des Bürgerentscheids, der aufgrund der Corona-Pandemie auf März 2021 verschoben wurde, als eher gering ein. Durch diesen Entscheid wird den Bürgern und Bürgerinnen die Möglichkeit gegeben, die Entscheidung über die Zukunft der Eissporthalle direkt und demokratisch zu beeinflussen. Auch wir Schüler und Schülerinnen können und wollen unsere Stimme abgeben und so die Chance ergreifen, mitzubestimmen und unsere Meinung zu artikulieren.

Ein positiver Punkt, den Böhnemann und Berling benennen, ist der, dass die Eissporthalle ein Alleinstellungsmerkmal für Nordhorn darstelle, da der nächste Ort, an dem man Eissport betreiben kann, das etwa eine knappe Stunde entfernte Rheine ist. Vor allem für uns Schülerinnen und Schüler wäre es aufgrund der Entfernung nicht möglich, Eissport regelmäßig weiter zu betreiben. Gleiches gilt auch für die 250 Mitglieder des Nordhorner Eissportvereins, für die ein Abriss ein schwerer Verlust bedeuten würde. Die Sanierung und der damit einhergehende Erhalt der Halle dagegen würde zur Sicherung und Erweiterung des Nordhorner Freizeitangebots führen und wäre somit nach Berling eine Zukunftsinvestition. Aus diesem Grund unterbreitete die Stadt Nordhorn dem Landkreis Angebote zur Kostenbeteiligung bei der Sanierung der Eissporthalle. Auf diese Angebote ging der Landkreis laut Berling nicht ein und die Stadt erhielt auch keine eindeutigen Gegenangebote, sondern es wurde lediglich ein Vorschlag zu einer hälftigen Kostenaufteilung vorgelegt. Insbesondere die Frage nach der Finanzierung liegt der Diskussion um die Eissporthalle zugrunde, was die Entscheidungsfindung erschwert und verlangsamt. 2019 bildete sich die Bürgerinitiative „Pro Eissporthalle Nordhorn“, die eine Erhaltung der Halle unabhängig von den Fragen nach der Finanzierung fordert.

Doch es gibt auch viele Argumente, die gegen den Erhalt und für einen Abriss der Halle sprechen. Diese benannten vor allem Landrat Uwe Fietzek, der am 6. Oktober 2020 ein Gespräch mit unserem Leistungskurs führte, und Claudia Middelberg, die zwei Schülerinnen Rede und Antwort stand. Das wohl größte Problem bei einer Instandhaltung wären die hohen Kosten, die sowohl für die Sanierung als auch für den laufenden Betrieb anfallen. Zudem würden noch zusätzliche Personalkosten hinzukommen. Falls der Entscheid im kommenden Jahr zugunsten des Erhalts ausfällt, muss viel Geld in die Hand genommen werden, welches auch für andere Projekte genutzt werden könnte. Ob sich die finanziellen Investitionen auszahlen werden, ist laut Fietzek unsicher und zu risikoreich. Etwas erstaunlich war für uns, dass der Landrat das Verhältnis zwischen Kreis und Stadt als durchaus tragfähig darstellte, während Herr Berling doch gewisse Belastungen in den beidseitigen Beziehungen feststellte. Für die Grünen steht vor allem das Umweltproblem im Vordergrund der Debatte. Die Eissporthalle emittiert sehr viel CO2, ca. 230 Tonnen pro Jahr. Frau Middelberg betonte, dass es in Zeiten des Klimawandels nicht angebracht sei, eine solche Halle zu sanieren, da diese die Umwelt zusätzlich belaste. Auch Fietzek teilte ihre Meinung und führte an, dass auf jeden Fall eine neue Sportstätte auf diesem Platz entstehen werde, falls die Halle abgerissen werden sollte. Genauere Pläne dazu sind jedoch noch nicht entworfen.

Wir als Schüler und Schülerinnen des Politik-Leistungskurses empfanden die Gespräche als aufschlussreich und wichtig, um einen umfassenden Überblick über einen politischen Sachverhalt zu erlangen. Die Tatsache, dass Herr Böhnemann und der Herr Landrat unserer Meinung nach ihre Ansichten stichhaltig, aber etwas einseitig zugunsten ihrer Überzeugung darlegten, machte auch die anderen Gespräche notwendig. So konnten wir unsere Meinungs- und Urteilsbildung weiter ausschärfen. Allgemein sollte man vor derartigen Abstimmungen als Wähler Pro- und Kontra-Aspekte, persönliche und allgemeine Interessen genau gegeneinander abwägen und eben nicht willkürlich entscheiden. Wir sind dankbar dafür, dass wir die Möglichkeit hatten, uns mit Vertretern der verschiedenen Positionen zu unterhalten. Das war Politik auf kommunaler Ebene aus unmittelbarer Begegnung und Erfahrung.

Clara-Marie Klingborn und Sarah Palmen