Exkursion der Geschichts-AG zum Kriegsgefangenenlager Alexisdorf / Neugnadenfeld

Am Donnerstag, 16. Mai 2019, fuhren wir, acht Schülerinnen der Geschichts-AG mit Herrn Krol, nach Neugnadenfeld, um uns im Museum des Vereins Lagerbaracke Alexisdorf-Neugnadenfeld (LAN) umzusehen, das momentan umgebaut wird. Mit dem Umbau des Museums geht auch eine vollständige konzeptuelle Neuausrichtung einher. Und an dieser Neukonzeption sind wir als AG beteiligt.

Zusammen mit dem Vater von Herrn Krol, der sich dankenswerter Weise als zweiter Fahrer für die Tour zur Verfügung gestellt hatte, machten wir uns gemeinsam um 13.30 Uhr mit zwei vollgepackten Autos auf den Weg nach Neugnadenfeld. Gegen 14 Uhr kamen wir dort an und wurden herzlich von Herrn Pasternak, dem 1. Vorsitzenden des LAN e. V., empfangen. Zunächst führte er uns durch das frisch renovierte kleine Museum, in welchem wir als Geschichts-AG einen Raum selber gestalten werden.
In den letzten Monaten haben wir gemeinsam während unserer AG-Zeiten verschiedene Kriegsgefangenenkarten untersucht und analysiert. Dabei beleuchten wir auch die biographischen Hintergründe etwa der Gefangennahme oder der weiteren Verschleppung, die alle von uns untersuchten Gefangenen auch ins Gefangenenlager Alexisdorf geführt hat, aus dem das heutige Dorf Neugnadenfeld entstanden ist. Die Ergebnisse unserer Nachforschungen wollen wir auf Karten und in einem Legendenfilm dokumentieren und damit den Raum im LAN-Museum bestücken.

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Bildmaterial entnommen aus https://www.lan-neugnadenfeld.de/index.php/ausstellungen

In den weiteren Räumen des Museums werden die Herkunft der Neugnadenfelderinnen und Neugnadenfelder, das Dorfleben in den Anfangsjahren - geprägt vom Aufbau, von gegenseitiger Hilfe und vom Leben am und mit dem Moor - und, als Besonderheit Neugnadenfelds, die Bedeutung der Herrnhuter Brüdergemeine für diese Entwicklung. Weitere Bücher, Broschüren, Karten, Bilder etc. sind auch Teil der Ausstellung und sollen in einer kleinen Bibliothek archiviert und etwa für Studienzwecke zugänglich gemacht werden.
Besonders interessant für uns alle war das wiederhergestellte Barackenzimmer. Dieses ca. zehn Quadratmeter große Zimmer war für viele damalige Flüchtlingsfamilien der Lebensraum für meist vier bis fünf Personen. Gewöhnt an heutige Lebensverhältnisse, sind diese Lebensbedingungen für uns heute kaum vorstellbar. Die Schaffung von Wohnräumen stellte damals ein großes Problem dar, denn gegen Ende des 2. Weltkriegs stieg die Zahl der Kriegsflüchtlinge stetig an. Der Umbau des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers zu Wohnlagern war so die einfachste und schnellste Lösung, um den Flüchtlingen einen Wohnraum bieten zu können. Da es hier zudem die Möglichkeit gab, sauberes Wasser und sogar Elektrizität zu beziehen, entschieden einige Menschen damals, es in Neugnadenfeld mit einem Neustart zu versuchen. Aus vielen Familien, so erzählte uns Herr Pasternak, sind aber auch Menschen weitergezogen und z. B. nach Nordhorn, aber auch nach Amerika oder Canada ausgewandert.

Danach gingen wir zusammen mit Herrn Pasternak den sogenannten Geschichtspfad, welcher von ihm konzipiert und 2012 schließlich eröffnet wurde. An zwölf Stationen werden dort Themen rund um die Geschichte Neugnadenfelds und des ehemaligen Lagers Alexisdorf dargestellt und erläutert. Auch führte unser Weg uns zu dem, von der Dorfbevölkerung so genannten Russenfriedhof. Bevor in der Nähe des Lagers die neue Begräbnisstätte angelegt wurde, wurden die damals im Lager Alexisdorf umgekommenen (meist) sowjetischen Kriegsgefangenen Sammelgräbern in Dalum beerdigt.

Zum Schluss wurde uns die (nachgebaute) Feldbahnanlage gezeigt. Als damals mit dem Reichsarbeitsdienst die Kultivierung des Moores begonnen hatte, wurden diese Feldbahnen in den 30er Jahren benutzt. Diese waren zu der Zeit neben dem Schiff ein besonders praktikables Transportmittel und wurden sowohl für den Transport der Gefangenen als auch zum Transport der ersten Dorfbewohner genutzt. "Das Leben im und mit dem Moor stellt eine Verbindung dar von der Lagerzeit zur Zeit der Neubesiedlung Neugnadenfelds.", so Herr Pasternak, dem wir sehr herzlich für die eindrucksvolle Führung durch Museum, Dorf und Wald danken.

Leonie Bensel, Deniz Tasceviren und Martin Krol