Schülerinnen und Schüler erhalten 2018 ihr Reifezeugnis am Gymnasium Nordhorn

Unter dem Motto "DespABIto - 12 Jahre Schule, aber nix capito!" stand die Entlassungsfeier des diesjährigen Abiturjahrgangs 2018 am Gymnasium Nordhorn. Sie fand im Konzert- und Theatersaal statt. 110 Schülerinnen und Schülern wurde das Reifezeugnis überreicht, von denen 24 mit einer Durchschnittsnote von besser als 1,9 glänzen konnten. Die besten des Abiturjahrgangs 2018 sind Philip Thielges (1,1), Klara Behrendt (1,1) und Anna Oskamp (1,3).

Eröffnet wurde die Feier vom Schulleiter Andreas Langlet mit der Begrüßung der anwesenden Gäste. An die Abiturienten gewandt stellte Andreas Langlet fest, dass diese ihr Reifezeugnis heute zu Recht erhielten, wenn sie 12 Jahre ihres Lebens so komprimiert auf den Punkt bringen könnten: "Nix capito". Er ermunterte sie, diese Erkenntnis zu bewahren, da sie so dem Leben nach der Schule mit einer gehörigen Portion Gelassenheit entgegengehen könnten. Sie hätten nämlich mit dem Motto "Nix capito!" den Schwerpunkt auf das Kennen der eigenen Grenzen gelegt. Gleichzeitig forderte er sie aber auch auf, Wagnisse einzugehen, die eigenen Grenzen zu überwinden, um letztendlich den Horizont zu erweitern. Sie sollen, so sein Appell, aus Rückschlägen Positives ziehen und Stolpersteine zum Wegweiser für ihren Lebensweg werden lassen. Denn hinter "Nix capito" gehe es immer noch weiter.

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Die Glückwünsche des Landkreises übermittelte der Landrat Friedrich Kethorn. Als er das Motto "DespABIto - 12 Jahre Schule, aber nix capito" erfahren habe, sei ihm zunächst durch den Kopf gegangen, dass er angesichts des Mottos unbedingt mit Andreas Langlet reden müsse. Nachdem er aber ein wenig gegoogelt habe, sei ihm die Aussageabsicht des Leitspruchs klarer geworden. ´Despasito´ bedeute ´langsam, gemächlich´. So habe die Zeit am Gymnasium wahrscheinlich für die Schülerinnen und Schüler begonnen, sei aber am Ende doch sehr schnell vorbeigegangen. Der Landkreis habe in den zurückliegenden Jahren durch vielfältige Investitionen das Gymnasium Nordhorn unterstützt und auch in Zukunft werde er an der Seite des Gymnasiums stehen.

Er gratulierte den Abiturienten zu ihren Leistungen. Auch wenn den jungen Menschen jetzt alle Wege offen stünden und viele von ihnen die Grafschaft zunächst verlassen würden, ermunterte er sie, mit den Jahren zurückzukehren und sich in vielfältiger Form vor Ort zu engagieren.

Der Finanzminister Reinhold Hilbers erklärte mit einem Lächeln im Gesicht, dass er zunächst vermutet habe, dass das Motto ein Angriff auf die aktuelle Bildungspolitik darstellen könnte, war sich dann aber sicher, dass die Abiturienten wohl zur Untertreibung neigen würden. Die Schüler hätten nun ihr Abitur erreicht. Dies sei ihre Eintrittskarte für einen erfolgreichen Lebensweg. Besonders hob er in diesem Zusammenhang Joudi Alkhado hervor, der vor nicht einmal drei Jahren aus Syrien nach Deutschland kam. In dieser kurzen Zeit sei es ihm gelungen, die deutsche Sprache zu erlernen und sein Abitur abzulegen. Er sei damit ein Leistungsträger der Gesellschaft und ein Beispiel für gelungene Integration. Dafür sei auch den Mitschülern und Lehrern zu danken, die durch ihr Engagement dazu beigetragen haben. Alle Abiturienten forderte er auf, auch weiterhin den Ansporn zu haben, sich Wissen anzueignen und sich in der Demokratie zu engagieren. Den Menschen gehe es nämlich nur gut in Frieden und Freiheit.

Die Grußworte des goldenen Abiturjahrganges sprach Dr. Rüdiger Beck. In das Zentrum der Rede stellte er das Zitat des Schriftstellers Franz Kafka: "Wege entstehen dadurch, dass man sie geht". Eigene Wege zu gehen bedeute, das Leben mit all seinen Facetten und Möglichkeiten zu erkunden. Die möglichen Wege jeder Generation würden, so Dr. Rüdiger Beck, bestimmt durch die besonderen gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Herausforderungen. Er forderte die Schüler auf, sich für ein starkes Europa zu engagieren, technologisch vorne und mit demokratischem und sozial gerechtem Fundament. Sie sollen Mut haben zu experimentieren und sich auch alternativen Lösungswegen öffnen. Das scheinbar Unmögliche müsse als möglich gedacht werden. Seine Ausführungen schloss er mit den Worten des Theaterdirektors in Goethes Faust: "Was heute nicht geschieht, ist morgen nicht getan."

Stellvertretend für die Eltern gratulierte Jörn Eggers zum bestandenen Abitur. Auch er setzte sich in seiner Ansprache mit dem Gehen auseinander. Das Wort Abitur stamme vom lateinischen Verb ´abire´, entsprechend werde Abitur wörtlich übersetzt mit ´sie oder er wird fortgegangen´. Dieses Verb ‚gehen' finde sich häufig. So sagte beispielsweise Friedrich Nietzsche: "Neue Wege entstehen, indem wir sie gehen". Mit dem Erlangen des Reifezeugnisses seien die Schüler jetzt offiziell reif, von der Schule zu gehen und sich auf eigenen Füßen in die von ihnen nun selbst gestaltete Zukunft aufzumachen. Dabei sollen sie diese Welt aber nicht so lassen, wie sie sie vorfänden, sondern verändern. Jörn Eggers forderte sie auf, ihren ganz eigenen Weg zu gehen und Spuren in die Welt zu zeichnen. Zu den Eltern gewandt sagte er, dass sich ihnen der neue Weg erst zeige, wenn sie bereit seien, ihre Kinder gehen zu lassen. Er endete mit einem Zitat von Jean Paul: "Kinder und Uhren dürfen nicht beständig aufgezogen werden. Man muss sie auch gehen lassen."

Stellvertretend für das Kollegium trug Cem Pala humorvoll, aber nicht ohne einen gewissen Ernst seine Rede vor. Er forderte die Abiturientia auf, sich den künftigen Herausforderungen zu stellen. Auch wenn diese nicht immer einfach seien, sollen die jungen Menschen diese angehen. Aus Erfahrung könne er sagen, dass manche Dinge, vor denen man Respekt oder auch Angst gehabt habe, sich im Nachhinein auch als sehr positiv herausgestellt hätten. Er ermunterte die Abiturienten aber auch, ihr Leben zu genießen und glücklich zu werden. Jung seien sie nur einmal. Der größte Fehler, den man machen könne, sei der, dass man das Jungsein nicht auslebe. Werdet gute Menschen! Die Welt braucht euch!

Mit einem Film blickten die Abiturientinnen und Abiturienten auf besondere Ereignisse ihrer Schulzeit am Gymnasium Nordhorn zurück.

Die Schülerrede wurde von Merle Koop und Nicolas Roters gehalten. Sie erinnerten sich an ihren Start in der fünften Klasse, an verschiedenste Ereignisse in der Mittelstufe und daran, dass ihrer Meinung nach erst durch die Einführungsphase in die Oberstufe der Ernst der Schulzeit wirklich eingeleitet wurde. Gelernt hätten sie auch einiges, auch wenn sich immer mal wieder Schwierigkeiten ergeben hätten und sie das Gefühl hatten: "Nix capito!" Auch jetzt nach bestandenem Abitur würde sie dieser Gedanke noch befallen. Zwar wüssten einige schon genau, was sie in Zukunft machen wollen, aber andere befänden sich immer noch in ihrem "nix capito" Zustand. Deshalb wünschten Merle und Nicolas ihren Mitschülern, dass jeder von ihnen das fände, mit dem er auch auf Dauer glücklich und zufrieden sei. Ihnen sei bewusst, dass der Weg dorthin bestimmt nicht leicht sein werde und sie öfter, als es ihnen lieb sei, Rückschläge und Enttäuschungen hinnehmen müssten. Ihr Dank galt den Lehrerinnen und Lehrern sowie dem nichtlehrenden Personal für die tatkräftige Unterstützung; besonderen Dank richteten sie dabei an Wolfgang Fricke als Oberstufenkoordinator. Aber auch ihren Familien, die alle Hochs und Tiefs miterlebt hätten, dankten sie für deren Beistand.

Ausdrucksstark gestalteten Nina Koernig und Katharina Munk das musikalische Rahmenprogramm, begleitet von Heike Späthe.

Den Höhepunkt der Entlassungsfeier bildeten die Aushändigung der Abiturzeugnisse und die Ehrungen durch Andreas Langlet, Wolfgang Krämer Wolfgang Fricke und den Tutorinnen und Tutoren des Jahrgangs.

Kerstin Wörsdörfer