... von Herrn Lind in der Aula des Gymnasiums Nordhorn

Mit der Nullzinspolitik der EZB und dem sog. "Brexit" stellte Herr Lind, Leiter der Wertpapier-Abteilung der Kreissparkasse Nordhorn, zwei wichtige Aspekte des gegenwärtigen Wirtschaftsgeschehens in den Mittelpunkt seines Vortrags am 08.03.18. Ausgangspunkt seiner Ausführungen war die Frage, ob die Nullzinspolitik der EZB ein nützliches oder nutzloses Instrument der Wirtschaftspolitik sei. Dabei wies er darauf hin, dass der niedrige Zinssatz schrittweise als Folge der "Eurokrise" von 2012 eingeführt worden sei. Damals habe sich die Frage gestellt, "nicht ob, sondern wann der Euro zerbricht". Tatsächlich sei es aber gelungen, durch die Niedrigzinsphase den Euro zu retten, so Herr Lind.

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Offiziell sei es der EZB zwar um die Förderung des Wachstums gegangen, inoffiziell aber vor allem um den Abbau der Staatsverschuldung, vor allem in den südeuropäischen Ländern. Auch wenn längst nicht alle Staaten der Eurozone das Maastricht - Kriterium (nachdem die Staatverschuldung maximal 60% des Bruttoinlandsprodukts betragen sollte) erfüllten, so sei es doch positiv für die Euro-Länder, dass 2017 nur vier Länder höhere Ausgaben als Einnahmen aufwiesen.

Im Gegensatz zu Japan, wo die Entschuldung des Staatshaushalts nicht gelungen sei, habe die sog. "finanzielle Repression" (d. h. die Koppelung von niedrigen Zinsen mit Wachstum und Inflation) in der Eurozone Wirtschaftswachstum und Entschuldung ermöglicht. Allerdings sei dies zu Lasten der Sparer erfolgt. Nach dem Motto: "Wer Erfolg hat, hat bekanntlich Recht", sei die Nullzinspolitik dennoch als wirkungsvolles Instrument anzusehen - zumindest vorläufig.

Im abschließenden Teil seines Vortrags widmete sich Herr Lind der Frage: "Wohin steuert Großbritannien im Brexit-Jahr 2017"? Dabei verglich er den Austritt Großbritanniens aus der EU mit dem Auszug aus einer Wohngemeinschaft. Die Regierung von Theresa May wolle Vorteile der EU sichern, aber keine Pflichten mehr übernehmen. Die wahrscheinlichste Lösung sei eine Zollunion zwischen der EU und Großbritannien, d. h, es könnte Zollfreiheit, aber nur für Industrieprodukte, vereinbart werden.
Eine unveröffentlichte Studie der britischen Regierung habe ergeben, dass durch den "Brexit" erhebliche Einbußen an Wachstum und Wohlstand zu für GB zu erwarten seien (zwischen 1,7% und 8% Verlust des BIP). Es sei zu hoffen, dass ein ökonomisch tragfähiger Kompromiss gefunden werde. Man "könne die Briten doch nicht hängen lassen", so meinte auch ein Schüler der Jgst. 11.

In einem ausgesprochen lebendigen Vortrag, der durch z. T. witzige Bilder und hochaktuelle Schaubilder untermalt wurde, trug der Leiter der Wertpapierabteilung der Kreissparkasse zu einem erheblichen Erkenntnisfortschritt der Zuhörer bei. Die Schüler der Oberstufe zeigten durch Nachfragen und Diskussionsanstöße ihr Interesse an einer komplexen Thematik. Es wird weitere Anlässe geben, die Zusammenarbeit zwischen der Kreissparkasse und unserer Schule fortzusetzen.

Peter Beckmannshagen