Wer trägt heute noch Schürze? Wozu hat man sie in der Vergangenheit genutzt? Das konnte ein kleiner Trupp von 12 Fünftklässlern am Dienstag, dem 29.08, im Textilmuseum erfahren. Museumsleiterin Nadine Höppner hatte angesichts der neuen Sonderausstellung "Angebandelt. Ein Date mit der Schürze" Schüler aus den beiden städtischen Kooperationsschulen, der EMA-Grundschule und dem Gymnasium Nordhorn, eingeladen. Diese sollten als erste das neue museumspädagogische Mitmachangebot ausprobieren dürfen, das zukünftig, unter teils wechselnden thematischen Schwerpunkten, ein fester Bestandteil des Textilmuseums für Schüler von der 3. bis zur 6. Klasse werden soll.

  • bild01bild01

Dass Schürzen keineswegs nur hausbackene Nutzgegenstände aus der Oma- und Opa-Zeit sind, wurde unseren Schülern unter der Anleitung von Museumspädagogin Anna Lena Reich im Verlauf des Besuchs klar. In einer kurzen Einleitung von Frau Reich am "Stammbaum der Schürze" erhielten die Schüler interessante Informationen. Die Idee zur Sonderausstellung mit den Schürzen ergab sich aus der Rolle der sogenannten "Waterschürze" für Nordhorns späteren Aufstieg zu einer der bedeutendsten Textilstädte Europas. Diese war gegen Ende des 19./zu Beginn des 20. Jahrhunderts äußerst lukrativ von den beiden Nordhorner Firmen Povel und Niehues&Dütting vertrieben worden und hatte damit die finanzielle Grundlage für die noch größeren Erfolge der Firmen in den kommenden Jahrzehnten gelegt. Der Schürze sei früher eine äußerst wichtige Schutzfunktion für die andere Kleidung zugekommen, da alles in Heimarbeit hergestellt und verdreckte Wäsche eben noch nicht von der Waschmaschine, sondern in Handarbeit gereinigt wurde.

Die Schüler verrieten im Gespräch, dass sie Schürzen heute noch gelegentlich bei der Mama beim Backen, häufiger noch bei der Oma, seltener beim grillenden Papa sehen. Auf die Frage einer Schülerin, warum viele Schürzen so kunstvoll verziert seien, erfuhren wir, dass die schöneren Exponate oft in feiner Handarbeit von jungen Frauen hergestellt worden waren, die damit auch ihre handwerklichen Fähigkeiten vor potentiellen Ehemännern unter Beweis stellen wollten.

Aber auch heute noch sei die Schürze ein wichtiges Utensil in verschiedenen Berufen oder bei Freizeitaktivitäten. Die Schüler konnten dies im Anschluss gleich selbst erfahren, indem sie sich aus einem Schürzenmagazin verschiede Stücke aussuchten, sie anprobierten und mittels eines eigens vom Museum für die Ausstellung entworfenen Arbeitsblattes erschlossen.

In der auch dank einer großzügigen Spende der Grafschafter Volksbank neueingerichteten museumspädagogischen Mitmach-Ecke arbeiteten unsere Fünftklässler eifrig und kreativ am Arbeitsbogen. Unter anderem sollten sie zu ihrer Schürze ein Elfchen schreiben, Vermutungen über die früheren/gegenwärtigen Nutzungsmöglichkeiten ihres Stückes anstellen und ihre Ergebnisse vorstellen.

Das machte allen ersichtlich Spaß. Die anschließende Präsentation reichte unter anderem von der Fleischereifachverkäuferinnen-Schürze über die Tierarzt-Schürze, die lustige Daisy-Küchenschürze bis zur Darth Vader-Grillschürze für Papa und verdeutlichte, wie vielfältig dieser Gegenstand auch noch in der Gegenwart genutzt werden kann. Gemeinsam mit den Grundschülern durften sich unsere Fünftklässler zum Abschluss einem Fotografen stellen. Ein Bericht in den Grafschafter Nachrichten soll folgen.

Dr. Johannes Etmanski