Vier Tage einen Einblick in internationale Politik gewinnen

Anfang Oktober hatte ich die Möglichkeit der englischsprachigen „LakeMUN“ beiwohnen zu können. In einer MUN (Modell United Nations) wird der Prozess einer Versammlung eines Gremiums der Vereinten Nationen simuliert, indem jeder Teilnehmer einem spezifischen Land zugeordnet wird und dessen Interessen, während des gesamten Zeitraums, zu repräsentieren hat.

Ich wurde dem Human Rights Council zugeteilt, in welchem wir eine Resolution in Bezug auf die Rechte von  Homo-, Bi- und  Transsexuellen verabschieden sollten. Ein interessantes Thema, so dachte ich mir, bis mir mein Land zugeteilt wurde. Ich hatte die „Ehre“ ein Land zu repräsentieren, welches alle anderen Formen der Sexualität - außer der Hetero - gesellschaftlich tabuisiert und mit Gefängnis, Peitschenhieben und der Todesstrafe ahndet - Saudi Arabien. Meine Vorfreude untergraben konnte das nicht.

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Als ich nach einer mehrstündigen Bahnreise nun endlich in Friedrichshafen angekommen war, ging es direkt los. Zur Eröffnung referierte der aktuelle FDP-Vorsitzende Christian Lindner im Rahmen eines Gespräches mit dem Club of International Politics - welcher auch die MUN organisierte – über die Struktur und thematischen Schwerpunkte der Bundespolitik seiner Partei. Für uns folgte daraufhin eine Einführung in den stark reglementierten Ablauf einer Sitzung eines Gremiums und ein kurzer Überblick über den Gesamtablauf der Veranstaltung.

Am nächsten Morgen um 08 Uhr begann es auch schon mit der ersten Tagung unseres Gremiums, in der ich nun auch die Delegierten der anderen Staaten und deren inhaltlichen Positionen, welche zumeist stark von meinen abwichen, kennenlernen konnte. Kommuniziert wurde ausschließlich auf Englisch, da Delegierte aus fünf verschiedenen Ländern anwesend waren. Bei inhaltlichen Debatten zog ich meist den Kürzeren, wenngleich ich auch kleinere Erfolge vorzuweisen hatte. Die Intensität der Debattenführung war hart, aber immer fair, und so zogen sich die Auseinandersetzungen bis in dem späten Abend hin. Um den Kopf abends frei zu bekommen, luden uns die Vorsitzenden - Studenten der Zeppelin – Universität - abends zum kulturellen Festival „Seekult“ ein, das alljährlich von diesen veranstaltet wird. Trotz des interessanten Abendprogramms, das von Poetry- Slams und Vorlesungen bis zu Punk- Rock Konzerten reichte, zeigte die intensive Arbeit Wirkung und wir entschieden uns, früh heimzufahren.

Der folgende Sonntag bestand ebenfalls hauptsächlich aus intensiven Debatten, langsam aber bahnte sich ein Konsens an, der zwar nicht mit meinen Vorstellungen in Einklang zu bringen war, aber die Meinung der repräsentierten Staaten widerspiegelte. In ihm wurde eine internationale Förderung der Rechte von LGBT- Personen  (engl. Abkürzung für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trangender) forciert und Schritte in verschiedenen Gebieten, u. a. der Bildung, vorgeschlagen.
Abends hatten wir einen Delegiertenball, indem viel zu klassischer und moderner Musik getanzt wurde.
Etwas schläfrig ging es dann am Montag zurück ins Gremium, wo dann im Laufe des Vormittags die Resolution verabschiedet wurde. Später gab es dann noch eine allgemeine Verabschiedung und es ging zurück nach Hause.

Zusammenfassend lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass diese Veranstaltung für mich eine einzigartige Erfahrung war, welche ich auf jeden Fall nochmals wiederholen möchte. Falls Interesse geweckt wurde, informiert euch doch im Internet und vielleicht partizipiert ihr auch bald an einer MUN- Veranstaltung.

Florian Schröder, Jgst. 12