5. und letzter Tag des Erasmus-Workshops "Oral History"

Bericht und Fotos von Charlotte Feller und Lara Mensen (SF "Flucht und Migration in Literatur, Pop und Film")

Morgens haben wir uns in der alten Cafeteria getroffen, wo Kirsten Rigterink die Gäste des Tages vorgestellt hat: Peter Kayer Ruot Raat, Adwaa Elhussin und Mohamed Kahled, drei Flüchtlinge aus dem Nord- und Südsudan und aus Syrien, Heike Pfingsten vom Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft und Rüdiger Dove vom DRK sowie seine Übersetzerin, Nicole Lorenz.

Anfangs hat Dove, der Leiter der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Nordhorn, mit viel Emotionalität von seinen Erfahrungen, die er zur Zeiten der Flüchtlingswelle gesammelt hat, erzählt. "Das war das aufregendste Jahr meines Lebens", berichtet er und schildert, wie innerhalb weniger Wochen Unterkünfte, Kleidung, Hygieneartikel für die Neuankömmlinge bereit gestellt wurden und Nordhorn die Ausnahmesituation von 2015 gemeistert hat.

Anschließend wurden alle Schüler in drei Gruppen aufgeteilt, und bekamen wie in den Tagen zuvor den Aufgabe, Fragen für die Geflüchteten zu formulieren. Bei dieser Gelegenheit unterhielten sich die Schüler, die sich am letzten Tag der Erasmuswoche immer besser kannten, angeregt und nicht nur zu dem Thema des Tages. 

Als Nächstes wurden die drei aus Afrika und Syrien geflohenen Menschen im Plenum mit den vorbereiteten Fragen auf Englisch interviewt und sie erzählten ihre Geschichten. Peter, ein junger Jurist aus dem Süd-Sudan, erzählte über seine Heimat, seine Flucht nach Deutschland, seine Familie und seine zukünftige Wünsche. Was uns besonders getroffen hat und uns im Gedächtnis geblieben ist, war die Geschichte seines Sohnes. Diesen musste er als Einjährigen  bei seiner Frau zurücklassen. „I have never had the opportunity to see him grow up and I don´t know when I can see him and my wife again.“ Als er dies erzählte, sind bei einigen Zuhörern die Tränen geflossen.

Solch eine berührende Geschichte hat auch Adwaa aus dem Nord-Sudan erzählt. Sie wünscht sich für ihre Zukunft, ihr Studium im medizinischen Bereich zu beenden, einen Job als Tierärztin zu finden und vor allem mehr Menschlichkeit auf der Welt.

Ebenso getroffen haben uns die Erlebnisse von Mohamed aus Syrien, der unter anderem von der Lage in seinem Land berichtete. Es fehle Essen, Trinken, Strom und somit auch Internet, welches ihm die Möglichkeit gebe, Kontakt zu seiner Familie aufzunehmen. Obwohl der palästinensiche Ingenieur Syrien nicht verlassen wollte, hat seine Familie mit ihm entschieden, dass er fliehen solle. Für ihn war nicht die Flucht, z.B. die Fahrt über das Meer, sondern die Entscheidung seine Familie zu verlassen, das Schwerste. Die Aussage, „At that point I didn´t know when I could see my family again!“, schockierte uns zutiefst. Um die Ernsthaftigkeit der Situation in Syrien zu verdeutlichen, sagt er Folgendes: „Everytime the family leaves they say ‚Goodbye‘ because you never know if you see them again!!“. 

Viele der gestellten Fragen konnte durch die Hilfe von Heike Pfingsten gut beantwortet werden, da sie eine breite Kenntnis von der Situation der jüngst Geflohenen hat und sie unter anderem durch die Hilfe beim Verfassen der Lebensläufe besser kennen gelernt hat.

Um uns nach dem emotional und intellektuell anstrengenden, aber lehrreichen Vormittag wieder zu Kräften zu bringen, haben wir in der Mensa gemeinsam gegessen. Anschließend hat die Evaluation, bei der die Schüler der Partnerschulen einen Onlinefragebogen zu der Projektwoche ausfüllen sollten, stattgefunden. Zum Abschluss haben wir ein Gruppenfoto gemacht und Herr Langlet hat sich die Gäste herzlich verabschiedet. Als Andenken haben alle Schüler von den Partnerschulen eine Nordhorntasse erhalten.

 

EU migrants meet Erasmus students

Bericht und Fotos von Alina Dues und Nicole Henk (SF "Flucht und Migration in Literatur, Pop und FIlm")

Der vierte Tag des Erasmus-Projektes stand ebenfalls voll und ganz unter dem Motto der Integration und Migration. Er begann mit einem Vortrag von Vincent ten Voorde von der Agentur für Arbeit.

Ten Voorde berichtete in seinem englischen Vortrag von der Arbeitslosigkeit in der näheren Umgebung Nordhorns, dem Arbeitsmarkt der EU, den Flüchtlingen und Asylbewerbern in Deutschland und wie man diese in den deutschen Arbeitsmarkt integrieren kann. Die Arbeitslosenquote in der Umgebung Nordhorns und im Emsland sei besonders niedrig und es gebe freie Arbeitsplätze vor allem im Gesundheitswesen. Im Anschluss an den Vortrag hatten die Schüler und Lehrer die Möglichkeit, Herrn ten Voorde ihre Fragen zu stellen.

Danach setzten sich die Schüler in kleinere Gruppen zusammen und besprachen wie schon in den Tagen zuvor Fragen, die sie später Migranten stellen konnten. Diese kamen aus Polen, Italien und den Niederlanden. Auf verschiedenste Art und Weisen begaben sie sich abenteuerliche Interviews mit den Schülern, die sie in mehreren Sprachen oder gleich in Englisch führten. Besonders die ausländischen Gastschüler konnten sich gut mit den Migranten identifizieren, da diese aus den Niederlanden, Polen und der Türkei kamen. Sie haben sich oft über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen ihren Heimatländern und Deutschland unterhalten. Hierbei erfuhren die Schüler, warum die Migranten nach Deutschland kamen, warum sie hier geblieben sind und wie es ihnen hier gefällt. Sie verschafften den Schülern einen Eindruck ihrer Kindheit, zum Beispiel durch mitgebrachte Kindheitsfotos. Einige, aber nicht alle von ihnen sind nach Deutschland gekommen, da sie hier einen Job gefunden haben. Bei anderen war die Liebe der Grund, in Deutschland zu leben, Im Anschluss stellten die Gruppen ihre Interviewpartner kurz vor. Es war spannend zu sehen, wie individuell die Hintergründe der einzelnen Migranten sind. In einem Punkt waren sie sich alle einig: Sie sind alle gut in Deutschland integriert und fühlen sich hier wohl.

Auf den Fotos seht ihr die polnischen und deutschen Schüler im Gespräch mit Paula. Paula ist in Polen geboren, hat aber schon in vielen Ländern gelebt, z.B. in den USA, und macht jetzt ihren Master in Deutschland. Sie hat ein Babyfoto von sich mitgebracht.

Hier ist Arthur im Gespräch mit polnischen und deutschen Schülern zu sehen. Arthur stammt ebenfalls aus Polen und unterrichtet Deutsch an der VHS in Nordhorn.

Auf dem folgenden Foto seht ihr Signore Petrucci, der in Rieti aufgewachsen ist und heute in Nordhorn lebt, und Sylvia aus den Niederlanden, die wie Paula schon in vielen Ländern gelebt hat (USA, England, Griechenland) und nun ebenfalls in Nordhorn zu Hause ist:

Und hier noch einmal alle polnischen Gäste, Monika, Paula und Arthur, sowie Harold, der wie Sylvia aus den Niederlanden stammt und nun in Nordhorn lebt:

Nach ein paar Stunden Freizeit trafen sich alle zum gemeinsamen Kegeln im MoveInn wieder. Die Schüler und Lehrer spielten gemeinsam, aber auch gegeneinander Kegelspiele wie "Galgenmännchen" und "Hausbau". Hierbei hatten sowohl die Schüler als auch die Lehrer sehr viel Spaß.

Zwischendurch bekam die Truppe noch Besuch von Herrn Forke, dem Vorgänger von Frau Woltmann und Ehrenbürger der Stadt Malbork:

 

Mesude Karakulluk und Marie Voget haben über den 3. Tag des Workshops einen zehnminütigen Kurzfilm gedreht. Klickt euch rein:

 

https://www.youtube.com/watch?v=1uAf519JpFI&feature=youtu.be

 

Die Autorinnen sind Schülerinnen des Seminarfachs "Flucht und Migration in Literatur, Pop und Film". Da sie den Film als Wettbewerbsbeitrag einreichen wollen, werden sie auf alle im Film Gezeigten zukommen und um deren schriftliche Erlaubnis bitten, dass der Film Wettbewerbsbeitrag wird. So die Bedingungen des Wettbewerbs. Bitte helft ihnen dabei.

Portugiesische Gastarbeiterbewegung in Nordhorn

Bericht und Fotos von Clara Gehlhaus und Aileen Hornung (SF "Flucht und Migration in Literatur, Pop und Film")

Der zweite Tag des Erasmus-Workshops des Gymnasiums Nordhorns drehte sich um das Thema der portugiesischen Gastarbeiterbewegung gegen Mitte des 20.  Jahrhunderts.

Der Tag begann damit, dass sich die Schüler der vier Schulen in Gruppen zusammensetzten und Fragen für das kommende Interview am Nachmittag mit zwei ehemaligen portugiesischen Gastarbeitern überlegten. Diese wurden später im Plenum der Reihe nach vorgestellt, ausdiskutiert und aus dieser entstandenen Ansammlung wurde ein Fragebogen erstellt.

Daraufhin präsentierten die Schüler des Gymnasium Nordhorns ihre vorbereiteten Kurzvorträge über die Gastarbeit, Arbeitsumstände und Lebensverhältnisse Nordhorns zu der Zeit der Gastarbeiterbewegung in den zuvor eingeteilten Gruppen.

Später begaben sich die Schüler und Lehrer des Projektes zu ihren Fahrrädern, um gemeinsam in das Portugiesen-Zentrum zu fahren, um dort zu Mittag zu essen. Anschließend trafen Maria da Palma und Antonio Carvallo, die zwei ehemaligen portugiesischen Gastarbeiter, ebenfalls im Zentrum ein und die deutschen Schüler konnten ihre zuvor überlegten Fragen stellen, welche stückweise immer wieder für die Austauschklassen übersetzt wurden.

Die folgenden Fotos zeigen die Gesprächspartner Maria da Palma und Antonio Carvallo:

"NIEMAND VERLÄSST FREIWILLIG SEINE HEIMAT" (Maria da Palma)

Maria da Palma kam 1996, als sie um die 20 Jahre alt war, nach Nordhorn in der Hoffnung auf einen besser bezahlten Beruf, um aus der Armut gelangen zu können und somit ihre Familie finanzieren zu können.Obwohl sie gerne wieder nach Portugal gehen würde und der Weg nach Deutschland sehr schlimm für sie war, ist sie froh, dass sie hierher gekommen ist, da die Kinder höhere Zukunftschancen in Deutschland haben und sie sich sonst nie ein so gutes Leben hätten aufbauen können.

 

 "PORTUGAL IST MEINE HEIMAT, JEDOCH WIRD DEUTSCHLAND IMMER MEIN ZUHAUSE BLEIBEN“  (Antonio Carvallo)

Antonio Carvallo kam mit nur 5 Jahren, im Jahr 1969, nach Nordhorn, da auchseine Familie unter dem knappen Verdienst in Portugal litt. Er integrierte sich sehr gut und bekam durch das Fußballspielen viele deutsche Freunde, durch welche er schnell lernte, Deutsch zu sprechen. Später arbeitete er wie der Rest seiner Familie bei NINO. Und obwohl die Fabrik schließen musste, arbeitet er weiterhin bei einer Firma,  die die Reste NINOs aufgekauft hat.


Am Abend hatten die Schüler Zeit, auf dem Vechtesee Treetboot zu fahren und sich von dem langen Tag zu erholen.

Insgesamt empfanden die Teilnehmer den Tag als sehr gelungen. Alle äußerten sich sehr positiv über das gesamte Projekt, da es ihnen ermöglicht, interkulturelle Freundschaften zu schließen. Gleichzeitig trainieren sie dabei ihr Englisch, indem sie in Gruppen arbeiten und sich mit den anderen Schülern austauschen. Jeder fühlte sich integriert und keineswegs ausgeschlossen. Zudem lernen die ausländischen Gäste durch dieses Projekt Deutschland besser kennen und können es selbst in ihrer Freizeit erkunden.

Auf den zwei Fotos seht ihr von links nach rechts die fünf polnischen Mädchen Kasia, Paulina, ihre Lehrerinnen Anna und Asia, Ulla, Michalina und Nicola:

Und von links nach rechts die niederländischen Jungen Floris und Caspar, ihre Lehrerin Marijke, dann Guilaume, ihr Lehrer Paul sowie Teje:

Die türkische Gruppe wird in dem Video vom 3. Tag vorgestellt.

 

Gymnasium Nordhorn begrüßt Gäste aus unterschiedlichsten Ländern

Bericht und Fotos von Jana Rakers und Antonia Hemmers (SF "Flucht und Migration in Literatur, Pop und Film")

Pünktlich am Montag um 11 Uhr startet der zweite Workshop des Erasmus-Projekt "Flight and migration - chance or problem". Erasmus+ fördert mit den Geldern der Europäischen Union ein Projekt, in dem sich die Schülerinnen und Schüler über das Thema Migration austauschen. Die Schüler und Lehrer, die diese Woche bei uns zu Gast sind, kommen von unseren Partnerschulen aus den Niederlanden, der Türkei und aus Polen.

Begrüßt werden unsere Gäste und die deutschen Schülerinnen durch Kirsten Rigterink und Johannes Etmanski, den Koordinatoren des Projektes. Zuerst erläutert Rigterink den Ablauf der kommenden Woche und leitete durch die Vorstellung des Nordhorner Historikers Werner Straukamp unser erstes Thema, Oral History, ein. In seinem Vortrag erzählte Straukamp von der Migrationsgeschichte  Nordhorns und betonte vor allem die Einzigartigkeit der Oral History, welche sich durch den mündlichen Austausch, Gespräche und Interview, mit der Geschichte von Migranten befasst.

Anschließend arbeiten die Teilnehmer in kleinen Gruppen ein, die sich aus je einem Schüler pro Land zusammensetzten. Durch Fotos von Freunden und Familie stellen sie sich vor und kommen so in vielfältige Gespräche. Auch durch die darauffolgenden Vorstellungen vor der gesamten Gruppe wird die Stimmung deutlich lockerer und Gespräche zwischen den verschiedenen Schülern entstehen, welche sich in der Mittagspause fortsetzen.

 

Nach anfänglichen Schwierigkeiten aufgrund von einem Fahrradschloss beginnen wir nach der Pause unsere Fahrradtour, welche uns, durch Straukamp geführt, zu verschiedene historische Stellen in Nordhorn bringt. Angefangen am Nordhorner Bahnhof, über den Nino-Hochbau bis hin zum Rawe-Gelände wird uns viel über die Textil-Industrie und somit über die dadurch entstandenen Migrationen nach Nordhorn erzählt.

 

 

Die vielen kleinen und lustigen Missgeschicke machen die Tour unglaublich amüsant: zerstörte Frisuren durch die lästige Helmpflicht, Verzögerungen durch auf der Toilette vergessene Handys oder abgesprungene Fahrradketten sowie die halben Herzinfarkte der Lehrer angesichts der waghalsigen Fahrweise der Gäste.

Der erste Tag des Erasmus-Workshops verschaffte den Schülern eine gute Übersicht über Migration in Nordhorn, um sich so in den nächsten Tagen noch intensiver mit Migranten und ihren Geschichten befassen zu können.