Großzügiges Geschenk der VHS-Geschichtswerkstatt ans Gymnasium Nordhorn

Gymnasium Nordhorn setzt Arbeit der Geschichtswerkstatt zur Migration fort

Am 18. Oktober übergaben die Leiter der VHS-Geschichtswerkstatt, Dr. Werner Rohr und Jutta Bonge, den 18 Schülerinnen des Seminarfachkurses „Flucht und Migration in der Stadtgeschichte“ die VHS-Publikation „Vom Gastarbeiter zum Grafschafter“.

Die Schüler des Seminarfachkurses werden die Forschungen der VHS-Geschichtswerkstatt weiterführen, indem sie sie unter anderem auf die Schüler unserer Schule, von denen viele aus ehemaligen Zuwandererfamilien stammen, ausweiten.

Die Geschichtswerkstatt hat auf Anregung von Frau Bonge und Herrn Dr. Rohr die Migrationsgeschichte Nordhorns und der Grafschaft bereits einige Jahre vor der sogenannten Flüchtlingswelle untersucht. Im Zentrum standen Gastarbeiter, die seit Ende der 1950er Jahre auf Wunsch der Nordhorner Textilbetriebe in die Grafschaft gekommen waren. Viele dieser Menschen blieben auch nach dem Anwerbestopp 1973 in der Grafschaft. Die Geschichtswerkstatt konnte aufschlussreiche Dokumente finden, Daten zu Anzahl und Verbleib der Ankömmlinge erstellen und vor allem zahlreiche Interviews mit den früheren Gastarbeitern, ihren Nachkommen und den damals Verantwortlichen führen. Sie bewahrte so zahlreiche Migrationsgeschichten und würdigte die enorme Lebens- und Integrationsleistung der Zuwanderer aus der Türkei, aus Portugal, Italien und Ländern des ehemaligen Jugoslawien. Die Ergebnisse führten zu der genannten VHS-Publikation.

Für die Schülerinnen des Seminarfachs von Herrn Dr. Etmanski, die sich ab diesem Schuljahr mit der Migration nach Nordhorn und in die Grafschaft beschäftigen, ist das Buchgeschenk eine wichtige Arbeitsgrundlage. Es enthält neben einschlägigen Dokumenten und Statistiken anschauliche Beispiele für die „Oral History“, das heißt, Interviews mit Zeitzeugen und deren Biographien. Die Elfklässlerinnen erweitern die Arbeit der VHS-Geschichtswerkstatt und befragen auch Zuwanderer aus den 1980er und 1990er Jahren, Russlanddeutsche, Vietnamesen und aus Polen stammende Menschen. Deren Kinder besuchen heute das Gymnasium Nordhorn und fallen als Menschen mit Migrationshintergrund praktisch nicht mehr auf.

Die Seminarfachidee entstand im Zusammenhang mit der Bewerbung des Gymnasiums Nordhorn um ein von der Europäischen Union gefördertes Erasmus-Projekt, das sich der „Flucht und Migration“ widmet [siehe dazu die weiteren Beiträge auf unserer Homepage]. Die europäischen Projektpartner aus Izmir, Gouda und Malbork arbeiten zu vergleichbaren Inhalten und entwickeln eine Wanderausstellung mit Zuwanderungsbiographien aus allen vier Städten. Das Seminarfach von Dr. Johannes Etmanski wird die Migrationsgeschichten der eigenen Schule untersuchen und damit die Identität der Zuwandererfamilien verstärkt in die Schulöffentlichkeit rücken. Die Europaschule Gymnasium Nordhorn leistet damit einen konkreten Beitrag zum „wichtigsten Thema, mit dem sich die Gesellschaft in den kommenden Jahren beschäftigen muss“, wie Dr. Rohr bei der Geschenkübergabe unterstrich.

Auf dem Foto von links nach rechts: A. Langlet, K. Langenhoff, W. Rohr, J. Bonge und die Schülerinnen des Seminarfachs „Flucht und Migration in der (Stadt-)geschichte" mit J. Etmanski