Wir waren von der Bio-AG aus im Bentheimer Hutewald (14.09.18). Dort haben wir eine Führung bekommen, in der wir viel über den Wald und seine Bewohner gelernt haben. Zum Beispiel, was das Besondere an diesem Wald ist. Nämlich, dass dort nicht wie üblich nur Waldtiere, wie Rehe und Wildschweine, sondern auch Haustiere, in diesem Fall Galloway-Rinder und Ziegen, frei herumlaufen dürfen. Das sorgt dafür, dass die jungen Baumtriebe immer wieder abgefressen werden und nicht wachsen können, so dass der Wald eher einer offenen Landschaft gleicht.

Schon zur Zeit des 30-jährigen Krieges ungefähr haben die Bentheimer ihr Vieh in diesen Wald getrieben. So konnte man die Tiere besser ernähren. Im Herbst fraßen sie Eicheln und Bucheckern, sonst frisches Grün. Die Viehbesitzer haben sogar die Hainbuchen immer wieder beschnitten, um die Zweige verfüttern zu können. Durch diese Einflüsse erhielten die Hutewald-Bäume teilweise über die Jahrhunderte hinweg ein ganz besonderes Aussehen.

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Der Mann, der uns durch den Wald führt, hat Forstwirtschaft studiert und eine Abschlussarbeit über den Hutewald geschrieben. Er führt uns zunächst zu einer großen, von vielen Ästen umgebenen, sehr alten Eiche. Hier zeigt er uns, warum alte Bäume so wichtig für Käfer sind: In natürlich entstandenen "Höhlen" finden sie Schutz und Nahrung. Um den Baum herum stehen bunt verstreut viele verstummelte Bäumchen in Kniehöhe. "Die werden von den Hutewald-Rindern angeknabbert, deshalb müssen wir Bäume, die hier neu gepflanzt werden, mit Draht vor den Tieren schützen. Sonst würde hier überhaupt kein Baum mehr nachwachsen", erklärt Carl Hesebeck. Überall im Wald sind "Käfige" verteilt, in denen junge Bäume besser wachsen können.

Jetzt wandern wir durchs Gestrüpp zu einem hohlen Baum. Ja, der ist wirklich hohl und man kann sich sogar reinstellen! Trotzdem lebt der Baum noch. Auf dem Weg zu einem "richtigen" Waldstück in der Nähe zählt Carl die Unterschiede zwischen Hutewald und natürlich gewachsenem Wald auf, nennt die verschiedenen Baumarten, deren Zweck und noch vieles mehr.

Es gibt neben anderen Arten von Käfern auch Hirschkäfer in diesem Wald. Carl hat uns ein totes Hirschkäferweibchen zum Anfassen mitgebracht. Und auch den beeindruckenden Oberkiefer eines Männchens hat er dabei. Das sind Gebilde, die wie ein Geweih aussehen und bei Kämpfen zwischen Rivalen zum Einsatz kommen. Daher haben diese Insekten auch ihren Namen. Hirschkäfermännchen werden bis zu neun Zentimetern groß und gelten als größte Käferart Mitteleuropas.
Ein paar Bäume, in denen ein besonders seltener, geschützter Käfer - der Eremit - wohnt, wurden von Naturschützern gekauft und sind mit einem weißen Ring gekennzeichnet. Das bedeutet, dass sie nicht gefällt werden dürfen. Als uns Carl später ein Stück Rinde von einem gefällten Nadelbaum in die Hand gibt, und zeigt, was für Auswirkungen der warme Frühling auf den Wald hat, sind wir ziemlich überrascht: Borkenkäfer-Alarm! Es gibt nämlich auch Käferarten, die dem Wald schaden, indem die erwachsenen Tiere Brutgänge für ihre Larven im Holz oder in der Rinde der Bäume anlegen, sich vom Bast ernähren und den Baum damit sogar töten können. Deshalb müssen rund um den Hutewald einige Bäume gefällt werden, um eine Massenausbreitung dieser Schädlinge zu vermeiden. Dafür wird ein sogenannter "Harvester" verwendet, welcher erst die Bäume fällt, dann die Äste abschneidet und den Baum schließlich in Teile zerlegt. Spuren dieser Maschine können wir im Waldboden noch erkennen.

Auf dem Rückweg durch die andere Hutewald-Hälfte kommen wir an einer Ziegenherde vorbei. Es stinkt hier wie die Pest! Ziegenbock-Parfüm! Doch dann entdecken wir einen Kuhfladen und der strenge Geruch ist sofort vergessen: Wie das schillert! Jede Menge Mistkäfer tummeln sich in dem frischen Kot. Sie sind blauschwarz gefärbt und die Farbe wirkt wie die Metallic-Lackierung eines Autos. Diese Käfer haben im Hutewald ein gutes Leben, weil es genügend Galloway-Dung zu entdecken gibt, der die erwachsenen Käfer mit zersetzten, vorverdauten Pflanzenresten und Wasser versorgt. Die Käfer haben eine interessante Vorratshaltung entwickelt: Sie drehen kleine Mistmengen zu Kugeln zusammen und rollen diese bis zu ihrem Erdbau, um die Nahrung gegen Konkurrenten zu sichern. Auf diese Weise versorgen sie auch die Larven. Männliche und weibliche Käfer legen zusammen unterirdische Brutgänge an und tragen nach der Eiablage der Weibchen Mistkugeln zur Versorgung des Nachwuchses ein, bevor sie die Gänge mit Lehm verschließen.

Als wir schließlich wieder am Anfang unseres Rundweges stehen, sind wir alle ziemlich erschöpft. Ungefähr zwei Stunden sind wir durch den Hutewald gewandert! Von diesem Ausflug werden wir einiges mitnehmen:
Besonders hat uns an dieser Exkursion gefallen, dass wir viel über den Hutewald gelernt haben, vor allem, weil der Hutewald kein normaler, sondern ein ganz besonderer Wald ist.

Also: Vorbeischauen lohnt sich!

Nina Lensing und Marten Groven