Lohnt es sich, für 45 Minuten Musik neun Stunden im Bus zu sitzen?
Ja,
wenn die Musik die 8. Symphonie von Dvorák ist,
wenn das NDR - Orchester spielt
und wenn das Konzert im Großen Saal der Elbphilharmonie in Hamburg stattfindet.

Wir haben nicht gezögert, als uns die Wilhelm-Stähle-Schule in Neuenhaus anbot, mit ihnen zum Konzert in die Elphi zu fahren. "Konzert statt Schule" heißt das Programm des NDR, mit dem junge Menschen für klassische Musik begeistert werden sollen und für das der NDR Freikarten an Schulen vergibt.

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Für alle Teilnehmer der Fahrt nach Hamburg war der Besuch der Elphi eine Premiere und unsere Erwartungen an das neue Wahrzeichen der Hansestadt wurden nicht enttäuscht. Über lange Rolltreppen durch weiße, glitzernde Röhren kommen die Besucher in den 8. Stock der Elbphilharmonie auf die Plaza, die Aussichtsebene, auf der sich die Zugänge der zwei Konzertsäle befinden und vor der sich Hamburgs Panorama entfaltet. Die Kräne des Containerhafens, der Michel, das Hafenbecken mit den einlaufenden Tankern und Kreuzern, die Speicherstadt und die Innenstadt sind zu sehen, entweder durch die Panoramascheiben oder von den Außenterrassen, die die Plaza umgeben.

Der eigentliche Höhepunkt erwartet uns im Großen Saal. Die Freikarten führen uns auf die 15. Etage, vielleicht mit dem 3. Rang eines konventionellen Theaters zu vergleichen. Aber trotz des dritten Rangs sitzen wir ganz nah am Mittelpunkt, wo das Orchester spielt. Auf den eigentlich weit entfernten Plätzen hören und sehen wir fantastisch. Dvoráks Passagen des Pianissimo sind in aller Exaktheit zu hören und die Zartheit der Violinen oder Bläser lassen keinen unberührt. Natürlich können auch die Elbphilharmoniker laut, aber die Akustik der Elphie erschlägt uns nicht, wenn die Pauken zum vollen Einsatz kommen, die Bläser einsetzen und alle Streicher ihre Seiten bearbeiten. Wer schon Konzerte in der Emsland-Arena gehört hat, weiß, wie der Beton laute Töne zu harten Schlägen macht. Aber nicht die Elphie!

Beeindruckt von dem viel zu kurzen Konzert (eine Schulstunde hat leider nur 45 Minuten) bleibt anschließend Zeit zum Schlendern durch Hamburg. Das Wetter hat bei diesem Besuch nicht mitgespielt. Hamburger Schietwetter - aber man kann nicht alles haben!

Kirsten Rigterink