Wenige Tage vor den Ferien besuchten die beiden aus Syrien stammenden Flüchtlinge Mohammed K. (28) und Mohammed M. (31) den Politikunterricht von Frau Tholema und Herrn Etmanski in den Klassen 10A und 10C. Beide absolvierten bis vor kurzem einen Sprachkurs der Volkshochschule Grafschaft Bentheim, in dem sie jüngst eine Sprachprüfung auf C1-Niveau [nach europäischem Referenzrahmen] ablegen konnten. Dies stellt eine bemerkenswerte Leistung der beiden dar, gerade auch angesichts der Tatsache, dass keiner von ihnen länger als 30 Monate in Deutschland verweilt und sie zuvor über keinerlei Deutschkenntnisse verfügten.

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Das Treffen kam auf Vermittlung der Volkshochschule zustande - unserem ältesten Kooperationspartner, mit dem die Zusammenarbeit in den nächsten Jahren wieder intensiviert und verstetigt werden soll. Das entspricht auch den offiziellen Programmvorgaben unseres gegenwärtig laufenden Erasmus+-Projektes "Migration und Flucht", das unter anderem auf eine enge Einbindung "lokaler Kooperationspartner" setzt. Eine sinnvolle Verknüpfung zum Fachunterricht Politik-Wirtschaft im Jahrgang 10 bot sich schließlich auch an, da der Lehrplan im Rahmen des Halbjahresthemas zur Europäischen Union eine Unterrichtsreihe zur "Migration nach Europa" vorsieht. Ein Besuch der weiteren Klassen im Jahrgang 10 ist nach den Ferien vorgesehen.

Dr. Johannes Etmanski

Über das anschauliche, teils nachdenklich stimmende Gespräch zwischen Flüchtlingen und Schülern berichtet im Folgenden Marie Plaß (Klasse 10C):

Am 13.03. 2018 bekamen wir Besuch von den beiden Syrern Mohammed K. und Mohammed M. . Wir hatten die Möglichkeit, ihnen Fragen zu stellen.

Beide berichteten von ihrer Flucht, die sehr unterschiedlich verlief. Einer von ihnen war allein 4-5 Monate unterwegs, um vom Süden Syriens zur nördlichen Grenze zur Türkei zu gelangen. In der Türkei war er dann 20 Tage (unschuldig) im Gefängnis, bevor er per Boot nach Griechenland und von dort aus nach Deutschland kam. Sein eigentliches Ziel war Großbritannien, da Englisch keine neue Sprache gewesen wäre, aber er blieb dann in Deutschland. Der zweite ist ebenfalls erst in die Türkei geflüchtet, wo er einen Monat blieb, bis er mit einem Boot nach Griechenland fuhr, um von da aus sein Ziel Deutschland zu erreichen. Für Mohammed und Mohammed ist klar: In Syrien kann man im Moment nicht leben! Entweder man flüchtet oder bekommt ein Gewehr in die Hand und muss auf Menschen schießen.

Sie hatten keine andere Wahl, aber es fiel ihnen sehr schwer, die Heimat zu verlassen. Sie haben noch Kontakt zur Familie, aber den zu halten ist schwierig, da es nicht immer Internetzugang und Strom gibt. Eine Folge des Krieges. Die jungen Männer haben oft Heimweh, versuchen sich dann aber abzulenken und dafür benutzen sie gerne den Sport, dabei ist egal, ob sie ihn praktizieren oder Jugendliche trainieren. Sport ist für beide generell sehr wichtig. So erzählte einer auch, dass er, als Ablenkung zum Krieg, auf einem Schulhof Basketball spielte, obwohl über ihn Bomber und Geschosse hinwegflogen. Es war seine Art, dem tristen Kriegsalltag zu entfliehen.

Die Syrer haben hier in Deutschland leider nur subsidiären Schutz bis 2019 bekommen, weshalb sie keine/nur sehr geringe Chancen auf einen Arbeitsplatz haben, trotz sehr guter Deutschkenntnisse  und hohem Bildungsstand (absolviertes Jura- und Bauingenieurstudium). Sie könnten sich eine Zukunft in Deutschland vorstellen und sind sehr dankbar, dass sie hier sein dürfen. Ihnen ist klar, dass sie wahrscheinlich zurück müssen, aber sie sind dazu bereit, obwohl sie sich hier wohlfühlen und sich eingelebt haben. Wenn er jetzt Nordhorn verlasse, vermisse er es, sagt der Jüngere, der andere, dass er viele in Neuenhaus kennen würde und sie ihn kennen würden.

Auf die Frage, wer ihrer Meinung nach abgeschoben werden sollte, hatten beide direkt eine Antwort, bei der sich die zwei auch einig sind: Wer nur faul auf das Kriegsende wartet, nicht versucht sich zu integrieren oder kriminell ist, hat hier nichts zu suchen.

Die Fragen, ob sie zufrieden seien mit dem, was Deutschland mache und ob sie was am Asylrecht verändert haben wollen würden, wurden ebenfalls einheitlich beantwortet. Deutschland tue genug für die Flüchtlinge, aber sollte mit Waffenlieferungen [an die Türkei] aufhören, um damit nicht länger das Kriegsgeschehen zu unterstützen und zu fördern. Beim Asylrecht sollte zum Beispiel die Familie schneller nachgeholt werden können. Sie haben Bekannte, die ihre Familie erst nicht nachholen konnten und als es dann soweit war, war diese bereits tot.

Abschließend wollen wir uns bei Mohammed und Mohammed für ihr Kommen und für die Offenheit bei der Beantwortung der Fragen bedanken. Es war schön, dass ihr gekommen seid und euch die Zeit genommen habt.

Liebe Grüße

Marie Plaß (10C)