Alles Gute kommt von oben!

Nein, ich meine kein Vogelgekäckel, ich spreche von kräftigen Regenschauern. Ich wette, diese nasse Erfahrung wird allen Schulimkern und -gärtnern in Erinnerung bleiben, wenn sie an unsere Pflanzaktion vom 10.11.2017 zurückdenken. Dabei war unser Vorhaben äußerst ehrbar und vorbildhaft. Eigentlich hätten wir Sonnenschein verdient gehabt!

Aber von Anfang an:
Wir haben an besagtem Freitag ungefähr ein Viertel der großen Rasenfläche am Mehrgenerationenhaus abgezweigt und dort einen kleinen Obstgarten angelegt. Da der Boden auf dem Gelände lehmhaltig und feucht, die Sonneneinstrahlung aber oft sehr hoch ist, haben wir uns vorher bei der Auswahl der Bäume durch die Baumschule Germer beraten lassen. Wir wünschten uns robuste Arten, die mit diesen Extrembedingungen gut zurechtkommen. Bekommen haben wir alte Obstsorten mit solch klingenden Namen, wie Conferenzbirne, Gute Luise, Gravensteiner, Roter Boskoop und dergleichen mehr. Und weil wir schon mal dabei waren, haben wir unter den Bäumen neue Beete angelegt, diese mit Steinen vom Rasen abgetrennt (so dass der Aufsitzrasenmäher problemlos drüberdüsen kann!) und je Baum fünfzehn verschiedene Stauden gepflanzt.

  • bild01bild01

(c) Gruppenbild: Carl Hesebeck

Unser Vorgehen war dabei durchgehend selbstlos: Nicht für uns Menschen haben wir all diesen Pflanzen neben unserem Schulgarten ein Plätzchen zum Wachsen zugewiesen, sondern für sämtliche Sechsbeiner, die daraus ihren Nutzen ziehen können. Gemeint sind Insekten, die diese Blütenpflanzen auf der Suche nach Nahrung aufsuchen, aber auch ihre Eier darauf ablegen. Dazu zählen Honigbienen, Wildbienen, zu denen auch Hummeln, Hornissen und Wespen gehören, Käfer, Schmetterlinge, Fliegen und viele andere.

Nebenbei sei zugestanden, dass wir durchaus auch ein Interesse an den Äpfeln, Birnen, Pflaumen und Quitten haben, aber eben nur zweitrangig. Nun denken vielleicht viele: "Was für ein Aufwand für das ungeliebte Krabbelvieh!"

Und es stimmt: Wir haben für alle benötigten Materialien gut tausend Euro ausgegeben, das ist mit Sicherheit kein Pappenstiel! Wenn uns nicht die Bingo-Stiftung im Zuge der Niedersächsischen Naturschutzwoche finanziell unter die Arme gegriffen hätte, dann wäre aus unseren Plänen sicher nichts geworden. Aber während andere mit Fliegenklatschen auf Insekten Jagd machen und schon die Nackenhaare aufstellen, wenn verdächtiges Summen naht, sind wir ganz versessen auf diese vielfältige Tiergruppe. Denn der Verdacht ist aufgekommen, dass sich die Zahl der Fluginsekten in den letzten Jahrzehnten nicht nur in Krefeld (siehe diverse Zeitungsberichte!), sondern auch bei uns drastisch reduziert haben könnte. Viele Arten sind mittlerweile sogar in ganz Deutschland vom Aussterben bedroht. Da es aber noch keine verlässlichen Langzeitstudien zu diesem Thema gibt, wird gern abgewiegelt: So schlimm wird es schon nicht sein!

Wir Erwachsene können uns an dieser Stelle einmal überlegen, wie die Windschutzscheiben der Autos früher nach längeren Autobahnfahrten aussahen, und die Erinnerungsbilder mit den heutigen Ergebnissen vergleichen: Sind die Fenster gegenwärtig nicht verdächtig sauber? Und ist es ein Zufall, dass Naturschützer besorgt melden, im GIP seien in den letzten Jahren immer mehr Vogel-Nistkästen unberührt geblieben? Da drängt sich doch ein Zusammenhang auf!
Weniger Insekten bedeuten in einem Ökosystem unweigerlich weniger Singvögel, weil die Altvögel entweder selbst zu den Insektenfressern gehören oder aber zumindest ihre Brut mit Insekten füttern.

Ist zu wenig Nahrung im Angebot, bleiben selbstverständlich etliche Brutplätze leer. Vielleicht kann jeder für sich in der nächsten Zeit mal im Alltag auf solche Kennzeichen achten? Wenn es nämlich stimmt, dass viele Insektenarten angezählt sind, dann haben wir Menschen ein ernstzunehmendes Problem, weil wir selbst am Ende einer großen Zahl von Nahrungsketten stehen.

Damit nicht genug: Auch die Bestäubung vieler Samenpflanzen wäre dann in Frage gestellt. Was täten diese Blütenpflanzen, wenn die geflügelten Postboten keine Pollenkörner mehr von einer Blüte zur nächsten transportierten? Und wieder hätte der Mensch mit gravierenden Nachteilen zu rechnen. Ohne Bestäubung bleiben die Früchte aus: keine Tomaten, keine Äpfel, keine Kirschen, keine Bohnen, keine Kürbisse, keine Birnen... die Liste ist schier endlos.

Aber sind Insekten wirklich erst dann schützenswert, wenn der Mensch selbst (wirtschaftliche) Einbuße befürchten muss? Wir sind ja der Meinung, dass Insekten spannende Wesen sind, die zu beobachten und zu studieren eine Freude ist. Jedenfalls denken das die meisten von uns...

Vor allem die Schulimker haben im Laufe der letzten Jahre erfahren, wie komplex das Zusammenleben im Bienenstock ist, wie viele Facetten das Leben einer Arbeitsbiene haben kann - und wie bedroht diese Existenz heutzutage ist. Wir denken dabei weniger an Pestizide, die im Verdacht stehen, für das schon länger beobachtete Bienensterben verantwortlich zu sein. Es ist immer leicht, die Schuld auf andere abzuwälzen! Wir denken dabei auch und vor allem an die modernen Gärten, die in Nordhorn überall aus dem Boden gestampft werden: Gepflegte, saubere, geometrisch angelegte Kieswüsten, denen jegliches Leben fehlt, bis im Herbst Laub darauf fällt - woher auch immer -, dem schleunigst mit einem Laubsauger zu Leibe gerückt werden muss.

Nicht, dass wir Schulgärtner kein Verständnis für alle Mitmenschen hätten, die befürchten, die Gartenarbeit nehme beängstigende Ausmaße an oder das Unkraut mache wenig später einen schlechten Eindruck bei den Nachbarn. Wir müssen uns selbst ranhalten, um unsere Patenbeete halbwegs unter Kontrolle zu behalten. Aber es gibt doch Gärtnertricks, um die Arbeit überschaubar zu machen - und gleichzeitig einen bunten Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere zu schaffen!!!

Falls wir Sie heute überzeugen können, legen Sie vielleicht im nächsten Frühjahr Staudenbeete an, deren Pflanzen innerhalb weniger Jahre so zusammenwachsen, dass Unkraut gegen diese Konkurrenz so gut wie keine Chance hat. Gärten dieser Art machen ganz wenig Arbeit und bei den Nachbarn wegen der farbenfrohen, vielfältigen Blütenpracht einen überzeugenden Eindruck.

Zu viel Laub? Wählen Sie vorwiegend winterharte Pflanzen, die viel seltener Blätter abwerfen, und harken Sie das noch sichtbare Laub unter die Stauden. Das hilft vielen Klein- und Kleinstlebewesen zu überwintern, schützt die mehrjährigen Blütenpflanzen vor Frost und verrottet schließlich ganz von allein zu Dünger. Wenn man beim Planen berücksichtigt, dass die Stauden, die man pflanzen möchten, insektenfreundlich sein sollen, und man seinen Einkauf so gestaltet, dass diese Blütenpflanzen ganz unterschiedliche Blühzeiten aufweisen, dann kann man später sicher sein, dass der (Vor-)Garten zu jeder Jahreszeit spannende Einblicke garantiert. (Unsere Pflanzliste stellen wir gern allen Interessierten zur Verfügung: http://gymnoh.maccam.de/course/view.php?id=8 )

Wir haben uns beim Pflanzen unserer Stauden während der diversen Regenschauer genau darauf gefreut: Dass unsere "Blumen" irgendwann wie kleine Magnete die Augen der MGH-Besucher und die von uns umsorgten Sechsbeiner anziehen. Und überhaupt! Ein Glücksfall, dieser Regen, denn auf diese Weise haben die wurzelnackten Bäume gleich die nötige Wasserversorgung bekommen.

Susanne Munk

Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Schulgärtner und Schulimker.

Fleißige Bienen!!!

Schulgärtner:  Brettschneider, Yannik 8D, Brookmann, Lea 8A, Brookmann, Mira 6CB, Flemm, Fabian 5E, Groven, Marten 8A, Groven, Timon 6A, Hweiti, Oumar 7A, Hillen, Maximillian 5B, Langner, Anika 10C, Maat, Leon 6D, Rohn, Luisa 7E, Schulz, Mira 7E, Strathmann, Benjamin 9C, Termath, Andreas 9C, Wortelen, Elias 6D

Schulimker:
Koopmann, Tom 6F, Lensing, Nina 6D, Strathmann, Benjamin 9C, Swart, Alexander 7E, Termath, Andreas 9C, Tyben, Lukas 9D

Jungimker:
Al-Alwan, Sarmad 6D, Baarlink, Mats 5E, Buchalla, Tomke 5F, Burrichter, Julian 5A, Burrichter, Marlon 5A, Drenthen, Jan 4b (Grundschule Blumensiedlung), Grüneberg, Johanna 4c (Waldschule), Ickerott, Jesper 4b (Altendorfer Schule), Karademir, Bugra 4b (Altendorfer Schule), Konjetzky, Joris 4c (Waldschule), Lindschulte, Friedrich 4b (Waldschule), Praevcke, Lisa 4b (Altendorfer Schule), Witte, Fynn 5F