Großer Bahnhof bei der Verabschiedung von Oberstudiendirektorin Monika Woltmann in den Ruhestand am 25. Januar 2016

Schüler, Eltern, Lehrer, Politiker und zahlreiche weitere Gäste waren gekommen und hatten die Aula des Gymnasiums Nordhorn bis auf den letzten Platz gefüllt, um die langjährige Schulleiterin Monika Woltmann feierlich zu verabschieden. Nach einer Begrüßung durch den stellvertretenden Schulleiter Wolfgang Krämer würdigten Landrat Kethorn, der zuständige Dezernent der Niedersächsischen Schulbehörde, Bert Märkl, der Vertreter der Niedersächsischen Direktorenvereinigung, Manfred Rojahn, Elternratsvorsitzender Uwe Heiduczek und Bürgermeister Berling die Verdienste und Leistungen der Oberstudiendirektorin. Alle dankten ihr für den unermüdlichen Einsatz und ihre erbrachten Leistungen für die Schule, an der sie 20 Jahre tätig war und die sie 13 Jahre leitete.

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In einem vom Schulleitungsmitglied Lars Schoppmann produzierten und von der Schülersprecherin Pauline Meyer und dem Personalratsvorsitzenden Hermann Hamel angekündigten Film machten die Mitglieder der Schulgemeinschaft noch einmal die zahlreichen Facetten ihrer Schulleiterin deutlich.

Die Leistungen für die Schule versuchte Frau Woltmanns Stellvertreter aus der Perspektive eines außenstehenden Hundebesitzers zu vermitteln, der die Entwicklung des Gymnasiums Nordhorn unter der Ägide von Monika Woltmann bei seinen täglichen Spaziergängen beobachtete und in zum Teil humorvollen Tagebucheinträgen festhielt. Aufgelockert wurden die Redebeiträge durch musikalische Einlagen der Bläserklassen-AG unter der Leitung von Peter Scholz sowie des Lehrer-Schüler-Chores, der vom Orchester und der Bläser-AG begleitet eine Arie aus Händels „Xerxes“ und ein ABBA-Medley zum Besten gab. Einstudiert hatte diese niveauvollen Darbietungen Jens Peitzmeier mit seinen Musikkolleginnen. Frau Woltmann ließ zum Schluss mit einer ausführlichen PowerPoint-Präsentation noch einmal ihre Zeit als Leiterin des Gymnasiums Nordhorn Revue passieren und bedankte sich bei allen Beteiligten für eine erfolgreich verlaufene Zeit.

Wolfgang Krämer

Für Interessierte, die noch mehr über die Würdigung von Monika Woltmanns Wirken am und für das Gymnasium Nordhorn erfahren möchten, hier die Tagebucheinträge des Hundebesitzers aus der Händelstraße:


Donnerstag, 23. Juli 1997
Endlich Sommerferien, heute konnte ich über den Schulhof des Gymnasiums mit meinem Oskar Gassi gehen, ohne dass er dabei von spielenden und umherlaufenden Jungen und Mädchen gestört wurde. Ich dachte „Die beige-braunen Farben in den Fluren und Klassenzimmern könnten mal wieder einen neuen Anstrich gebrauchen“, als ich jemanden erblickte, der offensichtlich Malerarbeiten plante. Ich konnte eine kleine, schlanke, energisch wirkende Frau hinter den Fenstern erkennen, ihr Alter: etwa Mitte vierzig. Sie lief im Schulgebäude herum und malte mit Kreide Zahlen an die Wände. Dabei unterhielt sie sich mit einer deutlich jüngeren Frau. Einige Fenster standen offen und ich hörte, wie die ältere zur jüngeren sagte: „Das muss hier unbedingt heller werden. Meine neue Farbgebung wird das ändern, den Haupteingang in das Schulgebäude werde ich öffnen und auch sonst gibt es hier eine Menge zu tun“. - Die energische Frau scheint eine Neue zu sein und will offensichtlich einiges umkrempeln. Das kann ja heiter werden. Wir werden das beobachten, was, Oskar?

Mittwoch, 10. Januar 2001
Heute musste es im Gymnasium hoch hergegangen sein. Bereits während der zweiten Stunde, bei unserem ersten Gang, sahen Oskar und ich Frau Woltmann, die stellvertretende Schulleiterin, mit dem Architekten Potgeter am Stadtring stehen und das Areal abschreiten. Oskar und ich waren irritiert. Sie hielten Pläne in der Hand und diskutierten. Auf dem Schulhof standen andere Personen. Auch sie hatten Papierrollen dabei und wiesen mit den Händen mal zu uns, mal woanders hin. - Richtig, die Grafschafter Nachrichten hatten über Baupläne und einen Erweiterungsbau berichtet, den der neue Schulträger, der Landkreis Grafschaft Bentheim, dem Gymnasium finanzieren wollte. Als ich mit Oskar am Abend wieder über den Schulhof spazierte, brannten die Kronleuchter in der Aula noch. Einige Fenster standen trotz der Kälte offen. Aus dem Fenster drangen Satzfetzen wie „Der Standort für das E-Gebäude kommt nicht in Frage!“ und „ Wie soll überhaupt abgestimmt werden?“. Ich vernahm auch Stimmengewirr und Zwischenrufe. Mich interessierte das Ergebnis, aber Oskar zog heftig an der Leine und wir mussten heim. Die Entwicklung am Gymnasium bleibt spannend, auch für Oskar und mich.

Donnerstag, 25. August 2004
Heute haben Oskar und ich uns furchtbar erschrocken. Die Schule hat wieder angefangen und auf dem Schulgelände war viel los. Frau Woltmann ist als Schulleiterin seit drei Wochen jeden Tag hier. Viele neue Gesichter, jüngere Schülerinnen und Schüler und zahlreiche neue LehrerInnen haben wir schon ausgemacht. Viele kommen und fahren jetzt häufiger als in den Jahren zuvor auf den Parkplatz oder von ihm weg. Frau Woltmann wirkt noch emsiger als sonst. Sie nimmt jetzt manchmal ihren Stellvertreter, einen gewissen Herrn Krämer, mit, wenn sie wohl die Außenstelle des Gymnasiums inspiziert oder zu Besprechungen mit dem Landrat fährt. Es scheinen wichtige Gespräche zu sein, die da laufen. In den letzten Wochen berichteten die GN mehrfach darüber, dass in Nordhorn ein zweites, ein evangelisches Gymnasium gegründet werden soll. (Anmerkung: Es mussten 21 neue LehrerInnen und über 500 neue SchülerInnen am Gymnasium beschult werden, insgesamt über 1600.)

Montag, 17. August 2009
Gestern war ein trauriger Tag. Oskar musste eingeschläfert werden. Ich habe kurz überlegt, mich dann entschlossen, einen neuen Begleiter für meine Spaziergänge am Gymnasium vorbei zu suchen. Ich bin zum Tierheim gefahren und habe mit dem Zwergschnauzer Tutti gleich Freundschaft geschlossen. Zuhause angekommen, habe ich mich gleich mit ihm auf den Weg zum Gymnasium gemacht. Dort ist eine große Baustelle, seit Monaten schon. Wohnhäuser wurden abgerissen und der Schulgarten entfernt. Die Spaziergänge über den Schulhof vom Gymnasium haben deswegen schon lange keinen Spaß mehr gemacht. Wie die Schülerinnen und Schüler und ihre LehrerInnen den ständigen Baulärm nur aushalten und dabei noch arbeiten können?
Als Tutti und ich am Schulgelände vorbeigingen, hörten wir Blasmusik, die von jungen Schülerinnen und Schülern gespielt wurde, und wir sahen viele Leute. Der Landrat und sein Stellvertreter waren dabei, auch der Architekt Potgeter und weitere Personen, die ich schon auf Bildern in den GN gesehen habe. Frau Woltmann war mittendrin und schien ganz besonders gut gelaunt zu sein. Sie war beim Friseur gewesen, trug ein schickes Kostüm und lachte. Tutti schien die Aktion auch zu gefallen, denn er reckte seinen Kopf in Richtung Baustelle und sah interessiert zu, wie einige Personen, auch Frau Woltmann, sich Helme aufsetzten und gleichzeitig einige Schaufeln Sand in dieselbe Richtung warfen. Ein Fotograf hielt alles in Bildern fest. Danach waren alle noch besser gelaunt als vorher. Auf Nachfrage erfuhr ich, dass Tutti und ich den Spatenstich für die neue Mensa gesehen hatten.

Montag, 25. Januar 2016
Tutti und ich werden alt. Wir verstehen vieles nicht mehr. Heute Morgen verließen fast alle Schüler schon um kurz nach halb elf das Schulgelände des Gymnasiums. Die Lehrer sind wohl noch da, denn auf dem Parkplatz stehen noch viele Autos, auch welche, die ich dort noch nie gesehen habe. Was das wohl zu bedeuten hat? - So viel wie früher bekommen wir Anwohner vom Schulleben nicht mehr mit. Seit Frau Woltmann das Gymnasium Nordhorn zur Campusschule hat ausbauen lassen, bietet die Schule ein neues Bild: In den neuen Fahrradständern stellen die Schülerinnen und Schüler ihre Fahrräder ordentlich ab, aus der großen neue Sporthalle, in die man nicht hineinschauen kann, hört man oft freudiges Rufen und Lachen, und wenn man an der Mensa vorbeigeht, sieht man in der bunt bestuhlten Räumlichkeit oft und fast den ganzen Tag Schülerinnen und Schüler sitzen, mal mehr, mal weniger. Sie essen, lesen, schreiben und unterhalten sich dort oder bedienen ihre Smartphones oder Tablets. Auf dem Schulhof sieht man Jungen und Mädchen auf einem Klettergerüst herumturnen oder hinter Zäunen Fußball spielen. Manche sitzen auch auf Bänken und unterhalten oder entspannen sich. Da auf dem Campus scheint es den ganzen Tag lebendig zuzugehen. Die meisten Menschen, die dort ein- und ausgehen, machen ein freundliches Gesicht, meistens. Wenn sie Tutti und mich sehen, grüßen sie. Frau Woltmann hat mich heute Morgen nicht wahrgenommen. Sie schien angespannt und sehr beschäftigt zu sein.
Sie wirkte ungefähr wie damals, als ich sie zum ersten Mal sah, am 23. Juli 1997: klein, schlank, energisch und voller Tatendrang, nur ein bisschen älter und besser gelaunt - Wie lange wir sie und ihre Aktionen wohl hier noch beobachten können, Tutti?